Infos rund um Schmerzen – Teil 2

Ist Schmerz eigentlich immer etwas Schlimmes?

Im ersten Teil haben wir uns angeschaut, was Schmerzen eigentlich sind und wie Schmerz entsteht. Heute geht’s um eine Frage, die viele Menschen beschäftigt:

Ist Schmerz immer etwas Schlechtes? Oder kann er auch hilfreich sein?
Und: Was haben Gedanken und Gefühle eigentlich mit Schmerzen zu tun?

Schmerz – dein körpereigener Schutzmechanismus

Klar, Schmerz ist unangenehm. Niemand möchte Schmerzen haben. Aber bevor wir ihn verteufeln, lohnt sich ein genauerer Blick: Schmerz ist nicht dein Feind – er ist dein persönliches Warnsystem. Ohne Schmerzen könnten wir uns ernsthaft verletzen, ohne es zu merken.

➡️ Stell dir vor, du fasst aus Versehen auf eine heiße Herdplatte.
Was passiert?
💥 Blitzschnell schreit dein Körper: „Weg da!“ – noch bevor du bewusst darüber nachdenkst. Der Schmerz zwingt dich, die Hand zurückzuziehen, bevor ernsthafte Schäden entstehen. Genau dafür ist Schmerz da: Er schützt dich.

🚨 Schmerz warnt dich also: „Vorsicht, hier droht Gefahr – bitte sofort handeln!“

Ohne Schmerz würdest du Verletzungen oft gar nicht bemerken – oder viel zu spät.

Dieses Schutzsystem funktioniert nicht nur bei akuten Gefahren wie Hitze oder Schnittwunden. Auch bei Überlastung oder Entzündungen schlägt der Schmerz Alarm und gibt dir ein wichtiges Signal. Schmerzen wollen dir etwas sagen. Wenn du sie als Signal verstehst und darauf reagierst, können sie sogar wieder verschwinden – oft ganz ohne Medikamente.

Schmerz bedeutet nicht immer Schaden

Ein ganz wichtiger Punkt: Nur weil etwas weh tut, heißt das nicht automatisch, dass in deinem Körper etwas kaputt ist.
Viele Menschen denken: „Wenn es schmerzt, muss etwas ernsthaft verletzt sein.“ Aber das stimmt nicht immer.

➡️ Beispiel: Rückenschmerzen.
Die meisten von uns haben irgendwann Rückenschmerzen – doch auf dem Röntgen oder MRT zeigt sich oft: Alles sieht in Ordnung aus. Kein Bandscheibenvorfall, keine Verletzung, nichts „kaputt“.

Warum tut es dann trotzdem weh?
Weil dein Nervensystem manchmal übervorsichtig ist. Es schlägt Alarm, obwohl gar keine ernste Gefahr besteht. Das kann zum Beispiel passieren bei:
• Stress
• Bewegungsmangel
• Fehlbelastungen
• oder alten Schmerzerfahrungen, die das Nervensystem geprägt haben.

Manchmal will dir der Schmerz damit sagen:
🛑 „Lass das schwere Heben mal sein – dein Körper braucht eine Pause.“
Oder:
🔄 „Du bewegst dich zu wenig – bring mal wieder Schwung rein.“

Schmerz ist also oft ein Signal zur Veränderung – nicht automatisch ein Zeichen für Schaden.
Das zu verstehen ist besonders wichtig, um keine unnötige Angst vor Bewegung zu entwickeln. Denn in vielen Fällen hilft es sogar, wieder in sanfte Bewegung zu kommen, anstatt sich zu schonen.

Deine Gedanken und Gefühle beeinflussen den Schmerz

Schmerz entsteht nicht im luftleeren Raum. Wie stark und wie unangenehm du ihn empfindest, hängt auch davon ab, wie du dich fühlst, was du denkst und in welcher Situation du gerade bist.

Vielleicht kennst du das:
An manchen Tagen tut der Rücken weh – aber du kannst trotzdem weitermachen.
An anderen Tagen fühlt sich derselbe Schmerz plötzlich viel schlimmer an. Woran liegt das?

👉 Dein Schmerz wird von vielen Dingen beeinflusst:

  • Stress kann dein Nervensystem anheizen und den Schmerz verstärken.

  • Angst („Hoffentlich geht das nie wieder weg…“) kann die Alarmanlage lauter stellen.

  • Negative Gedanken („Ich kann eh nichts tun…“) können dich hilflos machen – und der Schmerz wird gefühlt noch größer.

  • Schlafmangel macht dich insgesamt empfindlicher.

  • Bewegungsmangel kann dazu führen, dass dein Körper starrer wird – was den Schmerz wiederum verschlimmert.

Umgekehrt funktioniert es auch:
🌱 Wenn du Vertrauen in deinen Körper gewinnst, dich wieder mehr bewegst, Stress reduzierst und verstehst, wie Schmerz funktioniert, kann das den Schmerz spürbar lindern.
Manchmal reicht es schon, wenn du den Schmerz besser einordnen kannst: „Okay, mein Körper meldet sich – aber ich bin nicht kaputt. Ich darf mich wieder bewegen.“

💡 Wissen ist ein starkes Schmerzmittel.
Wenn du verstehst, dass Schmerz nicht nur vom Gewebe abhängt, sondern auch von deinen Gedanken, Gefühlen und Gewohnheiten, kannst du aktiv Einfluss nehmen.

Infografik zeigt Schmerzempfinden im Zentrum, umgeben von Einflussfaktoren wie Gefühle, Stress und alte Schmerzerfahrungen sowie positive Lösungsansätze wie Bewegung, Entspannung und Wissen über Schmerz.

Schmerz ist nicht „alles im Kopf“ – aber dein Kopf spielt eine Rolle

Ganz wichtig: Das bedeutet nicht, dass du dir den Schmerz einbildest.
Schmerz ist immer echt. Auch wenn man ihn im Röntgen oder im Blutbild nicht sieht.

👉 Aber: Weil Schmerz im Gehirn entsteht und dort bewertet wird, kannst du über Bewegung, Entspannung, positive Erfahrungen und Wissen mit beeinflussen, wie stark du ihn spürst.

Das ist der Schlüssel:
✅ Schmerz ist keine Maschine, die immer gleich funktioniert.
✅ Er ist ein persönliches Erlebnis – und dein Umgang damit macht einen Unterschied.

Das Wichtigste zusammengefasst:

✔️ Schmerz schützt dich – er ist dein wichtiges Alarmsystem.
✔️ Schmerz bedeutet nicht automatisch, dass etwas kaputt ist.
✔️ Gedanken, Gefühle, Stress und Bewegung beeinflussen, wie stark Schmerz empfunden wird.
✔️ Du hast Möglichkeiten, aktiv Einfluss zu nehmen.

Ausblick

Im nächsten Teil schauen wir uns an:
🔍 Was ist der Unterschied zwischen akutem und chronischem Schmerz?
Und: Warum reicht bei chronischem Schmerz eine einfache Tablette oft nicht mehr aus?

Ich freue mich, wenn du wieder dabei bist! 😊

Quellen:
  • IASP Definition: https://www.iasp-pain.org
  • „Pain catastrophizing“, Schmerzpsychologie: Vlaeyen & Linton (2000)
  • Neurowissenschaften zu Schmerzverarbeitung: Tracey & Bushnell (2009)
  • Multimodale Schmerztherapie: Häuser et al. (2020)
Nach oben scrollen